Die Anfänge 1909 - 1914

 Max Kurze, ein Arbeiter aus Leipzig rief in der "Arbeiter Zeitung" "schwimmkundige Personen" dazu auf, sich bei ihm zu melden. 200 Frauen und Männer taten das auch. Am 12.9.1909 riefen sie in der Ottakringer Kreitnergasse 29 den Arbeiter Schwimmverein Wien ins Leben. Erster Obmann ist Johann Swoboda. Sein Stellverteter Franz Porsche, Friedrich Bobenberger, Michael Worrel und Erwin Freund.

Der Zweck des Vereins: "Abhaltung von mindestens einmal wöchentlich stattfindenden gemeinschaftlichen Übungsstunden, in denen alle Gebiete der Schwimmerei, aber auch gesellige Ballspiele, besonders unter den Nichtschwimmern, gepflegt werde."

In den ersten Statuten sind bereits auch, Errichtung von eigenen Vereinsbädern, Aufbau einer Bibliothek sportliterarischen Inhalts, Wandversammlungen, Unterstützung von beim Schwimmen verunglückten Vereinsmitgliedern und gleiche Rechte und Pflichten für die Frauen, zu finden. Mitglieder können zu Beginn nur gewerkschaftlich organisierte Arbeiter werden.

Am 2. November 1909 wird erstmals im Margaretenbad die Schwimmhalle gemietet und kostenloser Schwimmunterricht an 62 Mitglieder erteilt.

Beim Arbeiter-Schwimmverein sind die Frauen nicht Mauerblümchen, sondern gleichberechtigte sportliche, aktive Mitglieder. Allerdings ist der Zustrom zu den Gruppen und Vereinen am Anfang sehr gering. In kinderreichen Familien müssen junge Mädchen im Haushalt mithelfen, der Sport fällt häufig in die Kategorie "Zeitverschwendung". Auch kommen der Zeitgeist und der Katholizismus der Sportmode nicht gerade entgegen. 

Manche Mutter bekreuzigte sich, wenn sie zum ersten Mal ihre Tochter halsfrei und mit bloßen Knöcheln auf dem Sportplatz oder gar im Schwimmbad herumlaufen sieht. Als der Rock gar der Hose weichen muss, wird aufs heftigste von der Kirchenkanzel gegen die gottlose verlotterte Jugend gepredigt. Eine Bischofskonferenz beschließt sogar eine regelrechte Kampagne, gegen den Usus der Naturfreunde, die das gemeinsame Wandern von Jungen und Mädchen ermöglichen.


1910

Das erste Schauschwimmen des Arbeiter-Schwimmvereins in Wien im Margaretenbad. Im Februar zählt man 228 männliche, 69 weibliche und 6 jugendliche Mitglieder. Im Frühjahr ist so ein starker Zustrom (800 Mitglieder!), dass sämtliche Badeabende im Margaretenbad gemietet werden. In der Monarchie ist das Wildbaden verboten. Der Verein wendet sich an die Donauregulierungskommission mit der Bitte um ein Grundstück für ein Naturbad. Die Hahninsel beim Gändehäufel wird ausgesuch


1911

Die Hahninsel wird dem Verein von der Gemeinde Wien wieder weggenommen. Das Grundstück gegenüber vom Mühlschüttel neuerlich ausgesucht. Darlehen, wie 4.000 Kronen von der Krankenkassa und 6.000 Kronen von einer Unternehmung, werden vorgestreckt. Für den Rest der 40.000 Kronen Baukosten kommen die Mitglieder auf. 1.300 Fuhren Sand sind nötig. Das meiste an diesem Schmuckstück einer Sportanlage wird in hunderten Stunden unbezahlter Grab- und Bauarbeit von den Mitgliedern selbst errichtet. Am 15. Mai statt Eröffnung - Baden beördlich verboten! Das Bad liegt aufgrund der militärischen Schießstätte Kagran in der Gefahrenzone. Beim Militärkommando wird erfolgreich interveniert. Die Saison geht aber verloren.


1912

wird das Arbeiterstrandbad fertig gestellt und am 2. Juni von den am Bau beteiligten Mitgliedern bei strömenden Regen begeistert eröffnet. Eine Musterriege mit Mädchen und Männer erntet beim Reigenschwimmen viel Beifall. Das Bad ist für 5.000 Personen konzipiert. 6.000 Mitglieder.


1913

Der Wiener Arbeiter-Schwimmverein nimmt den Schwimmbetrieb auch im Wilhelminenbad in Ottakring auf und führt als erster den Familienbadeabend ein. In den meisten Bädern ist es immer noch Sitte, nach Geschlecht getrennt zu baden. Auch der Donaustrom wurde von den Schwimmern erobert. Wettschwimmen, wie zum Beispiel das von Krems bis Klosterneuburg, brachten schon einige Dutzend Starter ans Donauufer. Die erste Vereinskanzlei ist in Wien 6, Mollardgasse 8.


1914

Der Jahresbeitrag beträgt 3 Kronen.