Der Arbeiter Schwimm Verein Wien wurde 1909 gegründet und blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Auf den folgenden Seiten findet ihr eine Auswahl an spannenden Informationen rund um die Gründung, die Erfolge, historische Ereignisse und wichtigen Personen des ASV-Wien.
Im Jahre 2009 feierte der ASV-Wien sein 100-jähriges Bestehen. Zu Ehren der Feierlichkeiten wurde eine Festschrift verfasst. Hier gehts zum Download und Nachlesen: 100 Jahre Arbeiter Schwimm Verein Wien – Festschrift PDF
Die Inhalte der nachfolgenden Seiten wurden in liebevoller Detailarbeit von Alfred Tremmel zusammengefasst und dargestellt. Ein herzliches Dankeschön dafür!
Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!
Plakate der Ausstellung 100 Jahre ASV-Wien
Die Anfänge 1909 – 1914
Max Kurze, ein Arbeiter aus Leipzig rief in der „Arbeiter Zeitung“ „schwimmkundige Personen“ dazu auf, sich bei ihm zu melden. 200 Frauen und Männer taten das auch. Am 12.9.1909 riefen sie in der Ottakringer Kreitnergasse 29 den Arbeiter Schwimmverein Wien ins Leben. Erster Obmann ist Johann Swoboda. Sein Stellverteter Franz Porsche, Friedrich Bobenberger, Michael Worrel und Erwin Freund.
Der Zweck des Vereins: „Abhaltung von mindestens einmal wöchentlich stattfindenden gemeinschaftlichen Übungsstunden, in denen alle Gebiete der Schwimmerei, aber auch gesellige Ballspiele, besonders unter den Nichtschwimmern, gepflegt werde.“
In den ersten Statuten sind bereits auch, Errichtung von eigenen Vereinsbädern, Aufbau einer Bibliothek sportliterarischen Inhalts, Wandversammlungen, Unterstützung von beim Schwimmen verunglückten Vereinsmitgliedern und gleiche Rechte und Pflichten für die Frauen, zu finden. Mitglieder können zu Beginn nur gewerkschaftlich organisierte Arbeiter werden.
Am 2. November 1909 wird erstmals im Margaretenbad die Schwimmhalle gemietet und kostenloser Schwimmunterricht an 62 Mitglieder erteilt.
Beim Arbeiter-Schwimmverein sind die Frauen nicht Mauerblümchen, sondern gleichberechtigte sportliche, aktive Mitglieder. Allerdings ist der Zustrom zu den Gruppen und Vereinen am Anfang sehr gering. In kinderreichen Familien müssen junge Mädchen im Haushalt mithelfen, der Sport fällt häufig in die Kategorie „Zeitverschwendung“. Auch kommen der Zeitgeist und der Katholizismus der Sportmode nicht gerade entgegen.
Manche Mutter bekreuzigte sich, wenn sie zum ersten Mal ihre Tochter halsfrei und mit bloßen Knöcheln auf dem Sportplatz oder gar im Schwimmbad herumlaufen sieht. Als der Rock gar der Hose weichen muss, wird aufs heftigste von der Kirchenkanzel gegen die gottlose verlotterte Jugend gepredigt. Eine Bischofskonferenz beschließt sogar eine regelrechte Kampagne, gegen den Usus der Naturfreunde, die das gemeinsame Wandern von Jungen und Mädchen ermöglichen.
1910
Das erste Schauschwimmen des Arbeiter-Schwimmvereins in Wien im Margaretenbad. Im Februar zählt man 228 männliche, 69 weibliche und 6 jugendliche Mitglieder. Im Frühjahr ist so ein starker Zustrom (800 Mitglieder!), dass sämtliche Badeabende im Margaretenbad gemietet werden. In der Monarchie ist das Wildbaden verboten. Der Verein wendet sich an die Donauregulierungskommission mit der Bitte um ein Grundstück für ein Naturbad. Die Hahninsel beim Gänsehäufel wird ausgesucht.
1911
Die Hahninsel wird dem Verein von der Gemeinde Wien wieder weggenommen. Das Grundstück gegenüber vom Mühlschüttel neuerlich ausgesucht. Darlehen, wie 4.000 Kronen von der Krankenkassa und 6.000 Kronen von einer Unternehmung, werden vorgestreckt. Für den Rest der 40.000 Kronen Baukosten kommen die Mitglieder auf. 1.300 Fuhren Sand sind nötig. Das meiste an diesem Schmuckstück einer Sportanlage wird in hunderten Stunden unbezahlter Grab- und Bauarbeit von den Mitgliedern selbst errichtet. Am 15. Mai statt Eröffnung – Baden behördlich verboten! Das Bad liegt aufgrund der militärischen Schießstätte Kagran in der Gefahrenzone. Beim Militärkommando wird erfolgreich interveniert. Die Saison geht aber verloren.
1912
wird das Arbeiterstrandbad fertig gestellt und am 2. Juni von den am Bau beteiligten Mitgliedern bei strömenden Regen begeistert eröffnet. Eine Musterriege mit Mädchen und Männer erntet beim Reigenschwimmen viel Beifall. Das Bad ist für 5.000 Personen konzipiert. 6.000 Mitglieder.
1913
Der Wiener Arbeiter-Schwimmverein nimmt den Schwimmbetrieb auch im Wilhelminenbad in Ottakring auf und führt als erster den Familienbadeabend ein. In den meisten Bädern ist es immer noch Sitte, nach Geschlecht getrennt zu baden. Auch der Donaustrom wurde von den Schwimmern erobert. Wettschwimmen, wie zum Beispiel das von Krems bis Klosterneuburg, brachten schon einige Dutzend Starter ans Donauufer. Die erste Vereinskanzlei ist in Wien 6, Mollardgasse 8.
1914
Der Jahresbeitrag beträgt 3 Kronen.
Die Jahre 1915 bis 1926
1917
übernimmt Wilhelm Strahinger, 1913 Obmann des Allgemeinen Turnvereins in Wien, vom Beruf Buchdrucker, die Obmannstelle. Seine Hauptaufgabe gilt dem Ausbau des Arbeiterstrandbades an der Alten Donau. Er erwirkt eine Beihilfe von 12.000 Kronen für das Bad von der Niederösterr. Landesregierung.
1918
Unter geänderten Bedingungen ging der Rest der österr. Arbeitersportler nach dem Krieg wieder zur Tagesordnung über. Am schnellsten vollzogen die Arbeiterschwimmer den Übergang, die schon am 1. September „Schwimmwettkämpfe mit leichtathletischen Bewerben“ und am 29. September erneut eine große Schwimmveranstaltung durchführen. Dies dokumentiert die „Wettkampfliste des Vereins für die leichtathletischen Wettkämpfe und Wettschwimmen“ im Strandbad der Arbeiter-Schwimmvereins.
1919
Von den Arbeitersportlern wird eine Beteiligung an den „Bürgerlichen Sport“, sowie die Olympische Spiele als „feindselige Kämpfe der Nationen“, abgelehnt. Nach einer Krise im Verein und Ausschluss von Mitgliedern und Funktionären, die an einem Wettschwimmen eines bürgerlichen Vereins beteiligt waren, übernimmt Anton Schneider vom Allgemeinen Turnverein Wien mit einigen Vorturnern, die des Schwimmens kundig sind, die technische Leitung. Gründung der Leichtathletiksektion des ASV Wien. Die Vereinskanzlei ist in Wien 6, Sandwirtgasse 2.
Vertreter des Arbeiterschwimmvereins, der Arbeiterfußballer, der Naturfreunde, der Arbeiterradfahrer und der Arbeiterturner finden durch Beratungen zusammen. Da in der Volkswehr unter dem Staatssekretär für Heereswesen Julius Deutsch Sportgruppen aktiv waren, trat man auch mit den Soldatensportlern in Verbindung.
Nach einer Initiative von Bernatz von der Volkswehr, Strahringer und Buchbinder vom Arbeiter-Schwimmverein, Happisch von den Naturfreunden, Zölch von den Arbeiterturnern und Zipfinger von den Arbeiterradfahrern wird der „Verband der Arbeiter- und Soldatensportvereinigungen“, der VAS, gegründet.
Am 19. Mai wurden die Satzungen, ein Vorläufer der ASKO, behördlich bestätigt. Der VAS setzte sich satzungsgemäß unter anderem die Ziele, „durch die sportliche Betätigung die körperliche und geistige Entwicklung des arbeitenden Volkes zu fördern“.
1922
verbietet der VAS dem ASV die Teilnahme an „Quer durch Wien“. Ein Wettbewerb im Donaukanal von der Friedensbrücke zur Apernbrücke. September ist ein internationales Meeting im Dianabad mit deutschen Arbeiter-Schwimmvereinen.
1923
Der ASV veranstaltet „Quer durch Wien“. Im April ist ein Wettschwimmen im Jörgerbad.
1924
Bei den Bundesmeisterschaften in Leipzig gewinnt der ASV einige Schwimmbewerbe und den Wasserballtitel. Im September ist die Gegeneinladung im Jörgerbad. Es folgt die Übersiedlung der Vereinskanzlei in den 6., Margartengürtel 92. Nebenan etablieren sich der Wiener Arbeiter-Turnverein und der VAS/ASKÖ mit ihren Kanzleien.
Bei der Gründung des ASKÖ gehörten diesen 110.355 Personen an. 48.000 Naturfreunde, 30.855 Arbeiterturner, 23.000 Arbeiterradfahrer, 6.500 Arbeiterschwimmer, 2.000 Arbeiterathleten. Die Arbeiterfußballer wurden nicht mitgezählt, da sie sich von den Fußballverbänden nicht los gelöst hatten. Sie sind einer der wenigen Arbeitersportler, die gemeinsam mit den bürgerlichen Vereinen Meisterschaften durchführen. Handball, Leichtathletik, Wintersport und die anderen Sportzweige wurden von den Vereinen betrieben. So waren zu den vier Säulen des Arbeitersports, Naturfreunde, Arbeiterturner, Arbeiterradfahrer, und dem Wiener Arbeiter-Schwimmverein nach und nach weitere Sportorganisationen der Arbeiterschaft zum ASKÖ gestoßen.
1925
Erste Arbeiterolympiade in Frankfurt. Österreich ist mit 272 Sportlern und Sportlerinnen in Frankfurt am Main. 36 Schwerathleten, 31 Schwimmer, 16 Radfahrer und 189 Turner und Turnerinnen an den Wettkämpfen und Massendarbietungen beteiligt. 100.000 Besucher im Arbeiterstrandbad, 28.000 Strandbadmitglieder.
1926
Eröffnung des Amalienbades.
Die Jahre 1927 – 1938 (WEITERER TITEL!)
1927
Die Meisterschaften des Arbeiter-Schwimmvereins finden um den 1. Mai im Jörgerbad und Amalienbad statt. Zum ersten Mal ein Lampionreigen mit 20 Schwimmern. Meisterschaft in 100m Beliebigschwimmen für Herren und Damen. Zwei Wasserballspiele und drei Sprungkonkurrenzen. Den Abschluss bildet das Figurenlegen des „Frauenkunstreigens“, ein Vorläufer des Synchronschwimmens, der sechs Figuren zeigt. Er ist damit einer der führenden Schwimmvereine.
„Quer durch Wien“ mit 25.000 Zuschauern. Eingeleitet mit einer Auffahrt der Ruderer und Paddler. 130 selbstgefertigte Boote des Vereins beteiligen sich an der Parade. Unterschiedliche Typen wie, einsitzige „Linzerschnecke“ bis zum breiten Familienfaltboot, das im Scherz „Ehebett“ heißt.
Im Oktober ist „Runde um die Alte Donau“ eine Laufveranstaltung über 7,2 km. Der Start ist im Arbeiterstrandbad. 12.150 Jahresmitglieder, 34.399 Saisonkarten für die Sommermitglieder im Arbeiterstrandbad, kostenloser Eintritt für 38.000 Jugendliche und Kinderfreunde. Jeder 40igste Wiener ist ein ASV Mitglied. Die Sportabteilung hat 66 männliche und 3 weibliche Schwimmwarte mit 378 Schwimmern und 137 Schwimmerinnen.
Der Arbeiter-Schwimmverein im Wien richtet einen Arbeiter-Wasserrettungsdienst zur Hilfe von Ertrinkenden ein. Seine Parole lautet: Jeder Schwimmer, jeder Schwimmer ein Retter! Innerhalb des Arbeiterbundes für Sport und Körperkult (ASKÖ) wird ein „Österreichischer Arbeiter-Samariterdienst“ ins Leben gerufen, der die Aufgabe hatte, bei Sport- und Freizeitunfällen Erste Hilfe zu leisten. Im September ist „Quer durch die Alte Donau“. Im Oktober ein Gratismeeting für die Jugendlichen im Amalienbad.
1928
Reorganisation im Arbeiterschwimmsport. Austritt des ASV aus dem 17. Kreis des Arbeiter Turn- und Sportbundes. Anschluss des Wiener Arbeiter-Schwimmvereins an den ASKÖ als eigene Sparte. Am Faschingssonntag ist das 3. „Humoristische Schwimmfest“, ein Wasserkabarett im Amalienbad. Mit neuen Nummern wie, der Dresseur Edi mit seinen Wassertieren, Dr. Woronoff mit einer Verjüngungsmethode und fliegenden Menschen, eine Ballade „Der Taucher von Schiehler“, Mister Fleckbauch und Miss Ella auf einem Drahtseil. Internationales Wasserballturnier mit drei Afrikanern, zwei Indianern und zwei Chinesen. Sämtliche Sitzplätze und Stehplätze sind ausverkauft.
Im März ist Generalversammlung im Rathaus. Am 29. April sind im Jörgerbad und am 1. Mai im Amalienbad Schwimmmeisterschaften, sowie Kunstspringen vom Zehnmeterturm und ein 16er-Frauenkunstreigen zu bewundern.
Im Juni macht der ASV ein Leichtathletik Meeting auf der Hohen Warte. Ein Männerfünfkampf und ein Frauendreikampf. Im Oktober ist im Amalienbad ein kostenloses Wasserfest für die Kleinsten.
1929
Der Verein schrumpft auf 6.778 Mitglieder. Schuld ist die Erhöhung des Mitgliedsbeitrages. In dieser Badesaison stellt der ASV über 100 Rettungsschwimmer. Zu der ausverkauften Maifeier im Amalienbad gesellt sich zum Kunstreigen der Schwimmerinnen eine Schauvorführung mit Springen durch brennende Reifen. Die Leichtathleten sind auf dem Rathausplatz bei einem Pendelstaffelrennen. Im Juni ist im Arbeiterstrandbad ein Auswahlrennen für das Nürnberger Bundesfest. Im Juli siegen die 4 x 100m Staffel und die Wasserballer in Nürnberg, Dresden und Leipzig, sie spielen gegen die beste deutsche Mannschaft 7:0. Im Juni veranstaltet der ASV „Quer durch Wien“. Fest im Vöslauer Thermenbad, größtes und schönstes Parkstrandbad Europas. Im August ist ein Wassersportfest in Deutsch-Wagram und ein internationales Leichtathletik Meeting für das 10-jährige Bestehen der Leichtathletikabteilung. Im Handball gewinnt der ASV gegen Nord Wien 5:4. Im November sind Leipziger und Berliner Schwimmer im ausverkauften Amalienbad bei einem Meeting. Der Wiener Arbeiter-Schwimmverein veranstaltet sein Internationales Schwimm-Meeting im Dianabad gegen den ASV-Hannover und gewinnt den Kampf.
In Helsinki tagt vom 5. bis 9. August der 4. Kongress der Arbeiter-Sportinternationale. Dr. Julius Deutsch wird zum Vorsitzenden gewählt. Die 2. Arbeiterolympiade 1931 in Wien wird dem ASKÖ zur Durchführung übertragen. Prof. Tandler spricht in Helsinki über den Wert der sportäztlichen Untersuchungen zur Vermeidung von Schäden am Menschen durch den Sport. Er sagt auch die Fertigstellung des Wiener Stadions bis 1931 zu.
In Leipzig findet eine internationale Technikersitzung der Arbeiter-Sportinternationale statt, die internationale Fachausschüsse einsetzt und die internationalen Regeln für Wettkämpfe und Wettspiel festlegt. Österreich stellt den Vorsitzenden für den Fachausschuss für Schwimmen durch Anton Schneider (Technischer Leiter des ASV Wien) und den Vorsitzenden für Radsport durch Zilker.
1930
ist neben Schwimmen, Wasserball, Kunstspringen, Turmspringen, Reigenschwimmen, Rettungsschwimmen, Leichtathletik, Handball, Faustball, Fussball, Rudern und Paddeln auch eine Ordnergruppe, die den „Republikanischen Schutzbund“ eingegliedert ist, zu finden. Im März ist ein Städteländerkampf in Spandau-Berlin. Im Schwimmen verliert, im Wasserball gewinnt der Verein. 321 Schwimmer und 119 Schwimmerinnen. Die Maifeiern sind im Jörgerbad und Amalienbad. Das Strombad Nussdorf und das Strandbad Stadlau nimmt der Verein von der Gemeinde Wien in Pacht. Zu Pfingsten ein Städtekampf gegen Breslau. Eine Tournee nach Köln, Duisburg und Düsseldorf. Quer durch die Alte Donau. Im November Wien-Berlin im Amalienbad.
1931
50 % Mitgliedsbeitrag für Arbeitslose. Im Jänner zu Gast in Budapest. Über 100 Rettungsschwimmer und erstmals eine Rettungsschwimmerin. Schneider verlangt die Einführung des Schulschwimmens und die Einrichtung von mehr Bädern. Im Februar Ausscheidungsschwimmen für die Arbeiterolympiade. Im Mai wieder die Feiern im Jörger- und Amalienbad. Paddelmeisterschaften auf der Alten Danau. 19. bis 26. Juli ist die 2. Arbeiterolympiade in Wien. Am 18. August stirbt Strahinger, langjähriger Obmann und Vorstandsmitglied des ASKÖ, im 60. Lebensjahr. Alle Schwimm-, Handball- und Leichtathletikveranstaltungen werden abgesagt. Franz Konrad wird Obmann. Der ASV spielt im Dezember Eishockey und pflegt eine Eisfläche im Arbeiterstrandbad.
1932
Im Jänner zu Gast in Budapest. 530 Schwimmer. Der Wasserrettungsdienst wird in den neu gegründeten Arbeiter Samariterbund eingegliedert. Ganz deutlich zeigt sich dabei die Grundtendenz, dass in Zeiten wirtschaftlicher Rezession, also in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit, der Arbeitersport sinkende Mitgliederzahlen zu bewältigen hatte, und das, obwohl der Arbeitersport Arbeitslosen die Mitgliedschaft in den Vereinen „soweit nur irgend wie denkbar“, ermöglicht hatte, was in der Praxis größte Nachsicht bei Beitragsrückständen bedeutete. Es sind ein Drittel der Mitglieder des ASV arbeitslos.
1933
Der ASV Wien gewinnt 1.000 neue Mitglieder. Ball im Münchnerhof. Heiteres Schwimmfest im März und die Wasserspiele am 1. Mai im Amalienbad. Schwimm-Meeting im Arbeiterstrandbad. Obligatorisch im Oktober ein internationales und im November ein Jugend-Meeting im Amalienbad.
1934
Im Februar wird der Arbeiter-Schwimmverein Wien, wie viele andere Arbeitervereine, behördlich aufgelöst. Der ASV wollte immer Sport und Politik trennen, scheiterte aber an der politischen Verflechtung der nationalen, sowie internationalen Sportverbände. Die Sportveranstaltungen des Vereins werden selbst von den politischen Gegnern als schönes und rühriges Propagandamittel bezeichnet. Abzeichen, Uniformen und Vereinsfahne werden verboten, die Vereinskanzlei versiegelt. Unbekannte Mitglieder dringen ein und nehmen die Fahne an sich. Der daruf gestickte Spruch „Frei Nass!“ wird für 12 Jahre ein Herzenswunsch. Alle Schriften und Einrichtungsgegenstände gehen verloren. Das Arbeiterstrandbad wird vorerst vom Gewerkschaftsbund des Ständestaates und ab 1938 von der Deutschen Arbeiter Front als „Kraft durch Freude“ Strandbad, verwaltet.
Unter dem Decknamen „Bewegung XVII“ entsteht ein Sport- und Geselligkeitsverein, in dem sich die „neuen“ Vereinsmitglieder im Jörgerbad und in der Hernalser Sportschule treffen und weiter ihren Sport ausüben.
1945
Im Jänner versammeln sich ehemalige Mitglieder und im August gibt es zu wenig Lebensmittel um Sport betreiben zu können. Keine Kohle um die Bäder im Winter zu nutzen. Werbeschwimmen in Liesing.
Im September ist im Margaretenbad wieder kostenloser Schwimmunterricht für die Mitglieder. Im Oktober wird das Arbeiterstrandbad dem ASV völlig zerstört übergeben. Darunter ein Kassen- und Verwaltungsgebäude, Sanitärräume, Strandaufseherraum, Funktionärsgarderobe, Friseurladen, Bademeisterbüro, Männer- und Frauengarderoben für 7.500 Personen, Wäschausgabegebäude, Restaurationsgebäude mit Stockwerk und Dachboden, ein Saal für 500 und einer für 1.000 Personen, ein Milchpavillion, eine Konditorei, zwei Bootshäuser, Duschanlagen, Wäschereianlage, Fahrradgaderoben, ein großer Sportplatz, Klosettanlagen, Telefonhäuschen, Tanzpodium, Lausprecheranlage, Gewächshaus, Bewässerungsanlage, Strom- und Wasserleitungen. Die Wiedergutmachung, auf die der Verein durch das Restitutionsgesetz Anspruch hatte, kann nicht ausbezahlt werden. Notkabinen werden eingerichtet.
Im Dezember finden erstmals Wiener Meisterschaften im Schwimmen mit allen Wiener Vereinen im Margaretenbad unter großem Publikumsandrang, statt. Die AZ: „gesteckt voll“.
1949
Im Mai sind die Schwimmer und Wasserballer in Belgien, im Juni in Holland, Arnheim und Den Haag. Im September sind die 40 Jahre Jubiläumsfeierlichkeiten im Amalienbad. 1.150 Mitglieder. Der ASV tritt weiterhin für den obligatorischen Schwimmunterricht an Schulen ein. Das Arbeiterstrandbad entsteht wieder. Im Oktober ist noch ein Schwimmwettkampf gegen HAKOA und Gustav Staub wird erster österreichischer Staatsmeister für den Verein im Schwimmen über 1.500m Freistil.
1950
Der ASV veranstaltet im April ein Meeting für die SJ im Amalienbad. Die Schwimmer und Wasserballer sind im Mai Gast in Belgien und gewinnen den Vergleichskampf. Bei dem „Quer durch Wien“, sieben Kilometer im Donaukanal gewinnt Hugo Torman vor Feßl und Rudolf Stiskalik. Bei der Europameisterschaft in Wien im August überraschen die Springer. Liederer wird vierter im Turm. Lippa sechster vom Brett. Für die Bewerbe im Wiener Stadionbad entwickelt der ASV Trainer Fritz Klobas mit Johann Swoboda, ein erfahrender Bootsbauer der ASV Paddler, ein Sprungbrett, das aufgrund des guten Abschneidens der Österreicher, hohe Wellen schlug. Robert Feßl, der spätere Wasserballtrainer des ASV, schießt sieben Tore gegen Frankreich. Gegen Jugoslawien wirft man ihm vor, hinten zu wenig ausgeholfen zu haben. Österreich wird Fünfter. Liederer will nach Südamerika auswandern.
Im April die AZ: „Der größte Schwimmverein“. 2.140 Mitglieder, davon 161 Sportschwimmer, 5 Wasserballmannschaften. Gilt als drittbester Schwimmverein. Das Arbeiterstrandbad hat 52.776 Gäste. Kinderfest im Amalienbad. Die Schwimmer und Wasserballer in Lüttich.
Im Juni Jugendmeisterschaften im Kongressbad. Sportfest „25 Jahre Amalienbad„. Quer durch Wien im Juli im Donaukanal für Schwimmer und Paddler zwischen Friedensbrücke und Rotundenbrücke. Gustav Toman gewinnt die 3.500m.
1951
Im April ist ein Schwimmfest für die SJ im Amalienbad. Ein neues Schwimmparadies in Traiskirchen wird mit einem ASV-Schwimmfest eröffnet. Im Juni ist das 25 Jahre Amalienbad Sportfest und im Juli verliert der Verein die Klubmeisterschaften in Gmunden gegen den ASV Linz. Im August noch zu Gast in Köln und Lüttich. 140 Teilnehmer im Dezember beim Prüfungsschwimmen im Amalienbad. 100m Brust, Johann Führer 1:25,6.
1952
Österreichs größter Schwimmverein. 2.034 Mitglieder, 212 Schwimmabende, 53.000 Besucher davon 26.000 Kinder. 50.000 Besucher im Arbeiterstrandbad. Besondere Stärke ist die Breitenarbeit. Der ASV wird wieder Vereinsmeister im Linzer Parkbad beim internationalen Jubiläumsfest des ASKÖ.
1953
Februar: Der Vorstand beschließte eine 50% Ermäßigung auf den Mitgliedsbeitrag bei Vorlage einer Arbeitslosenkarte. Im Sportprogramm ist noch neben Schwimmen und Wasserball, Rettungsschwimmen und Reigenschwimmen der Frauen.
Im Juni sind die Schwimmer und Wasserballer in Utrecht und Amsterdam. Beim Schwimmen sind widrige Verhältnisse, die Wasserballer gewinnen dafür die Spiele. Mannschaftsmeister bei den ASKÖ Meisterschaften im Amalienbad im November.
1954
Im August kommen die Finnen ins Amalienbad.
1955
Im März ist ein Schwimmwettkampf für die Gewerkschaftsjugend. Der Arbeiter Schwimmverein ist an der Spitze. Aus der AZ: „Nicht einzelne, besonders leistungsfähige Schwimmer bilden den Verein, sondern viele arbeitende Menschen, die den Schwimmsport begeistert pflegen, zu ihrer Freude und zum Erhalt ihrer Gesundheit.“ Arbeiterstrandbad hat 42.000 Besucher. Else Schneider leitet das Reigenschwimmen.
1956
Der Wettkampf gegen München im Salzburger Paracelsusbad gewinnt der ASV.
1957
Im Juni: Rene Filanovsky ist die erste Frau des Vereins mit einem österreichischen Staatsmeistertitel über 100m Schmetterling. Die Wasserballer gewinnen den HAKOA Pokal.
Jugendtreffen in Innsbruck im Juli und im Oktober Arbeitermeisterschaften in Salzburg.
1958
Im Juli Internationales Arbeitersportfest in Brüssel. 20.000 Teilnehmer. Kurt Liederer wird Operettenbuffo und geht nach Deutschland.
1959
Ulli Sindelar wird die erste Frau des Vereins mit einem Staatsmeistertitel vom 3m-Brett. Im Juli zu Gast in Finnland bei einem Arbeiterfest.
November – „50 Jahre Arbeiter Schwimmverein“ im Amalienbad.