Kommunikation & Sichtbarkeit
Im vierten Teil unserer Online Workshopreihe im Rahmen des WIN Projekts ging es um Sichtbarkeit von Frauen und Mädchen im Sport und Kommunikation.
Gleichberechtigung bedeutet Sichtbarkeit!
Wir starteten mit einer kleinen Übung: Alle sollten in ihre Internet Suchmaschine den Begriff „Frauenwasserball Österreich“ eingeben. Es war spannend, dass uns Google zugleich auf „Frauenfußball“ ausbessern wollte. Passendere Treffer gelangen schließlich über „Frauen Wasserball Österreich“, mit Treffern der Österr. Wasserballliga und dem Österr. Schwimmverband.
Welche Medien / Plattformen gibt es noch, auf denen etwas über Frauen Wasserball gezeigt wird? Uns fallen Streamingdienste ein (da Wasserball selten oder nie im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt wird), Instagram und erfolgreiche Profi-Spielerinnen, die sich auf Social Media präsentieren.
Mit welchen Herausforderungen wurden wir bisher bereits konfrontiert?
Zeitressourcen sind knapp; Ehrenamtliche Tätigkeiten werden oft von einigen wenigen übernommen, die dann an ihre Kapazitätsgrenzen kommen und Kommunikation nach außen und Medienarbeit brauchen viel Zeit und Arbeit!
Die Damen-Bundesliga wird oft als „Zusatz“ gesehen und hat nicht dieselbe Wertigkeit wie die Männerliga in Österreich. Wenn weibliche Funktionärinnen nicht selber dahinter sind, wird oft auf mediale Beiträge oder Streaming-Übertragungen vergessen. Allem voran stellt es natürlich ein Problem dar, wenn es generell in der Saison wenige sportliche Events mit Frauenbeteiligung gibt, da es dann auch einfach weniger Content gibt, über den man berichten könnte. Der WIN Instagram Account will diesen Umstand verbessern und auch Frauen ohne eigenes Damenteam in ihrem Verein auf Social Media eine Plattform zur Präsentation bieten:

Positives Beispiel: Die Grazer Spielerin Johanna Janser hat es als Nachwuchssportlerin 2024 auch ohne eigenes Damenteam in die Lokalmedien geschafft! https://www.kleinezeitung.at/sport/18916719/im-wasser-fuehlt-sie-sich-am-wohlsten
Frauen sind häufig mit ungleicher medialer Berichterstattung konfrontiert. Nicht nur in welchem Ausmaß/Umfang die Medienpräsenz stattfindet, sondern auch WIE berichtet wird: stereotype Beschreibungen, sexualisierte Darstellung (Fokus auf das Äußere, nicht die sportliche Leistung), chauvinistische Aussprüche zum Aussehen oder zur Sportbekleidung.
Frauen sind in Führungspositionen unterrepräsentiert. Dadurch ist die Lobby für Sportlerinnen in den Entscheidungsgremien viel kleiner oder nicht vorhanden.
Gender Play Gap: Frauen finden schlechtere Trainings- und Rahmenbedingungen vor. Gender Pay Gap: In Profiligen verdienen Frauen schlechter als Männer, Preisgelder fallen häufig für Männer höher aus. Es besteht Bedarf an Bildungsprogrammen um all diese Ungleichheiten aufzuzeigen und bewusst zu machen.

EWSE (Empowering Women for Sport Events in Europe): Die Initiative EWSE führt Datenerhebungen zu genau diesen Bereichen durch, führt länderspezifische Analysen durch und versucht die Verteilung und Vielfalt weiblicher Sport-Events sichtbarer zu machen. Medienpräsenz ist unglaublich wichtig: Frauen sollten als leistungsstark und professionell gezeigt werden und in der Berichterstattung sollte nicht das Geschlecht in den Vordergrund gestellt werden.
Thema Sportsponsoring: es wurde untersucht, dass die vorhandene begrenzte Medienberichterstattung vorrangig der Hauptgrund ist, weshalb die Befragten weniger Frauensport schauen (und nicht, weil es sie nicht interessiert oder es langweilig ist). Es ist also prinzipiell Interesse vorhanden und hier ein Markt mit viel Potenzial vorhanden.
Was kann nun helfen? Langfristige Strategien und Partnerschaften mit Medien/Sendern aufbauen; Aufbau von Spannung und Storytelling in der Berichterstattung; Bekannte Sportlerinnen zur Nutzung von Reichweite; Mehr weibliche Sportkommentatorinnen und Journalistinnen; TV Quoten für Frauensport??
Diese Sichtbarkeit ist auch für Vereine relevant, wenn es um Nachwuchsrekrutierung bei Mädchen geht: Mädchen müssen sich bei der Suche nach einem Sportverein angesprochen fühlen, wenn sie sich auf Homepages oder Social Media informieren.
Das Potenzial im Frauensport ist enorm groß! Laut einer Studie von The Sports Consultancy wird der weltweite Markt bis 2030 um über 300% wachsen.
Für österreichischen Vereine heißt das konkret: Mitgliederzahlen könnten erhöht werden. Aber wie müssen sich Vereine in Zukunft aufstellen und präsentieren, um attraktiv zu bleiben? Die Zahlen an Ehrenamtlichen ist rückläufig.
Was für eine Organisation wollen und können wir sein?
Wo liegen unsere Ziele und Schwerpunkte und Inhalte als Verein?
Welche Zielgruppen wollen wir ansprechen?
Dafür ist eine entsprechende KOMMUNIKATION nötig.
Um Menschen miteinzubeziehen und für sein Vorhaben zu gewinnen, bedarf es gezielter Kommunikationsstrategien. Wir sprechen über die Rollen von „Macherinnen“, „Supportern“ und „Observern“ in einem Projekt und dass es nötig ist, unterschiedlich mit diesen zu kommunizieren.
Wie kann ein gutes „Storytelling“ helfen, Mitstreiter:innen oder Sponsoren zu gewinnen?
Nicht nur die Kommunikation nach außen ist wichtig, auch die interne Kommunikation im Verein: Wie wird mit den Sportler:innen gesprochen, wie laufen Abstimmungsprozessen zwischen den Coaches, werden Eltern mit einbezogen?
Wir stellen fest, dass diese Fähigkeiten oft nicht im Anforderungsprofil für einen Coach verankert oder Zusatzausbildungen vorhanden sind, obwohl es von so großer Bedeutung ist.
LINKS:
Initiative fairplay: https://www.fairplay.or.at/
move4sustainability: https://www.move4sustainability.com/
Hier geht’s zur gesamten Workshopreihe und allen Vortragsfolien: https://drive.google.com/drive/folders/1lJ92hQ9K–SqwfEdyd6MsBnuOwBEFvGC